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Heilpflanzen und Kräuter in der Medizin

Kräuter und Heilpflanzen werden schon seit jeher eingesetzt, um gesundheitliche Beschwerden zu lindern. Die Wissenschaft, die sich mit der Wirkung von Heilpflanzen beschäftigt, wird auch als Phytotherapie oder Kräutermedizin bezeichnet. Dabei werden verschiedene Pflanzen auf unterschiedlichste Weise eingesetzt, um nachweislich gesundheitliche Verbesserungen zu erzielen.

Die Heilpflanzenkunde ist eine der ältesten medizinischen Therapieformen und basiert zum Teil auf der traditionellen Medizin. Sie enthält viel überliefertes Wissen und Erfahrungsberichte, wobei die moderne Heilpflanzenkunde auf naturwissenschaftlich belegte Erkenntnisse setzt. Ebenso finden Pflanzenstoffe Einsatz in modernen, pharmazeutischen Produkten.

Achtung: Beim Einsatz von Heilpflanzen ist jedoch immer Vorsicht geboten und im Zweifelsfall eine Fachperson zu befragen! Eine Überdosierung, eine Verwechslung oder ein falscher Einsatz von Heilpflanzen kann gefährlich werden.

  1. Begriffsdefinition Heilpflanze und Heilkraut
  2. Einsatzbereiche und Wirkung von Heilpflanzen
  3. Anwendung von Heilpflanzen
  4. FAQs - Häufig gestellte Fragen zum Thema Heilpflanzen
  5. Zusammenfassung

Begriffsdefinition Heilpflanze und Heilkraut

Als Heilpflanze oder Heilkraut wird eine Pflanze bezeichnet, die innerlich oder äußerlich zur Heilung und/oder Linderung gesundheitlicher Beschwerden eingesetzt wird. Sie kann dabei in unterschiedlichster Form verarbeitet werden. Der Einsatz als Badezusatz, Kosmetik, Tee oder Öl ist weit verbreitet. Darüber hinaus werden Heilpflanzen auch als Rohstoff für Phytopharmaka, also Medikamente, die pflanzliche Wirkstoffe beinhalten, eingesetzt. In Europa gibt es rund 300 Arten bekannter Arzneipflanzen, darunter auch uns gut bekannte Pflanzen und Gewürze wie Zwiebeln, Anis oder Zimt.

Nicht wenige Heilpflanzen sind gleichzeitig auch Giftpflanzen, die bei Überdosierung oder falscher Verwendung (schwere) Nebenwirkungen haben. Nichtsdestotrotz gibt es auch viele Heilpflanzen, die bei uns sowieso z.B. als Gewürze auf den Tellern landen. Wir werden uns in diesem sowie in den anderen Artikeln des Gesundheitsportals hauptsächlich mit diesen ungefährlichen Pflanzen beschäftigten. Wenn du dir unsicher bist, sprich bitte trotzdem vor der Verwendung einer Heilpflanze unbedingt mit dem Arzt oder dem Apotheker deines Vertrauens!

Entwicklung der Heilpflanzenkunde

Pflanzen wurden schon seit Anbeginn der Menschheit zu Heilungszwecken eingesetzt. So fand man Hinweise darauf, dass bereits in der Jungsteinzeit Heilpflanzen gesammelt und angewendet wurden und auch alle bis heute bekannten Völkerstämme der letzten 200 Jahre wenden Pflanzen zur Heilung an. In der Antike entstanden die ersten bis heute überlieferten, umfangreichen Aufzeichnungen über Heilpflanzen und deren Wirkung. Im Mittelalter waren insbesondere Klöster mit dem Anbau und dem Einsatz von Heilpflanzen vertraut, wovon zahlreiche Klostergärten und bekannte Persönlichkeiten wie die Ordensschwester Hildegard von Bingen, die sich mit dem Einsatz von Pflanzen als Arzneimittel beschäftigte, heute noch zeugen. Ende des 19. Jahrhunderts bereiteten die Bücher des Schweizer “Kräuterpfarrers“ Johan Künzle den Weg zur modernen Pflanzenheilkunde. Als Vater der wissenschaftlich fundierten Pflanzenheilkunde ist Rudolf Fritz Weiss (1895–1991) bekannt.

Einsatz von Heilpflanzen in der modernen Medizin

Durch den Einsatz synthetischer Wirkstoffe in der Medizin verlor die Pflanzenheilkunde insbesondere in wohlhabenden Regionen zunehmend an Bedeutung. In den letzten Jahren erlebt diese wieder einen Aufschwung, nicht zuletzt, weil das Interesse an einem ökologischen Lebensstil steigt.

Heute finden sich Heilpflanzen vor allem in Phytopharmaka. Die Inhaltsstoffe in Heilpflanzen schwanken je nach Anbau- und Erntebedingungen, wodurch unterschiedlich starke Wirkungen und Nebenwirkungen entstehen können. Pflanzen zur Arzneimittelherstellung werden unter kontrollierten Bedingungen angebaut, wodurch die Qualität und die Mengen der Wirkstoffe gleichbleibend sind. Phytopharmaka ermöglichen somit einen sicheren Einsatz von Heilpflanzen in der modernen Medizin.

Einsatzbereiche und Wirkung von Heilpflanzen

Heilpflanzen werden vor allem bei leichten Erkrankungen wie Erkältungen oder leichten Beschwerden wie einem verstimmten Magen eingesetzt. Für den Einsatz in der Notfall- oder Intensivmedizin oder bei schweren Erkrankungen eignen sich Heilpflanzen im Normalfall nicht.

Wirkstoffe in Heilpflanzen

Heilpflanzen enthalten verschiedene Wirkstoffe, die je nach Anbau und Zubereitung unterschiedliche Wirkungen haben können. Einige dieser Wirkstoffe sind:

  • Alkaloide
    Der Großteil der Alkaloide schmeckt bitter und entsteht im Stoffwechsel von Pflanzen. Es gibt aber auch Alkaloide, die von Pilzen oder Tieren produziert werden. Grundsätzlich sind Alkaloide in größeren Mengen toxisch. In der richtigen Menge können sie verschiedene regulierende Effekte z.B. auf das Nervensystem haben. Alkaloide, die uns in der Regel gut bekannt sind, sind Koffein, Morphin und Nicotin.
  • Glykoside
    Glykoside geben unter anderem Rettich, Senf und Kresse ihren würzigen, leicht bitteren Geschmack. Die Wirkungen von Glykoside sind sehr unterschiedlich. Herz-Glycoside steigern zum Beispiel die Kontraktionskraft des Herzens.
  • Saponine
    Saponine haben seifenähnliche Eigenschaften und wirken schleimlösend, antibakteriell und entzündungshemmend. Sie kommen z.B. in der Süßholzwurzel vor und werden bei Erkrankungen der Atemwege und bei Magengeschwüren eingesetzt.
  • Gerbstoffe
    Gerbstoffe haben eine antibakterielle und entzündungshemmende Wirkung insbesondere auf Haut bzw. Schleimhäute. Sie werden deshalb als Gurgellösung und Wundauflage verwendet. Früher wurden sie wegen ihrer konservierenden Wirkung zum Gerben von Leder verwendet. Eichenblätter, Walnussrinde sowie Tee und Kaffe enthalten besonders viele Gerbstoffe.
  • Flavonoide
    Flavonoide wirken antioxidativ und entzündungshemmend und dienen Pflanzen als Farbstoff und Fraßschutz. Besonders bei Venenleiden oder zum Schutz vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen werden Flavonoide eingesetzt. In Beeren sind besonders viele Flavonoide als dunkle Farbstoffe enthalten.
  • Cumarine
    Relativ gut bekannte Pflanzen, die Cumarin enthalten sind Waldmeister und Zimt. Cumarine riechen angenehm nach frischem Heu und werden zur Blutverdünnung aber auch gegen Insekten (z.B. in Mottenkissen) eingesetzt.
  • Ätherische Öle
    Fast jede intensiv duftende Pflanze enthält ätherische Öle. Diese sind in ihrer Wirkung sehr unterschiedlich und auch in ihrer Anwendung. Oft sind ätherische Öle entzündungshemmend und/oder entkrampfend. Es kommen aber auch ätherische Öle mit vitalisierendem Effekt zum Einsatz.
  • Schleimstoffe
    Schleimstoffe quellen im Wasser auf und werden gelartig. Sie wirken dadurch reizmildernd und entzündungshemmend. Unlösliche Schleimstoffe nehmen durch die Zugabe von Wasser an Volumen zu und werden deshalb zum Beispiel zur Stuhlregulierung eingesetzt.

Belegte Wirkung von Heilpflanzen

Da sich die Heilpflanzenkunde zum Teil auch auf Überlieferungen und sogenanntem “alten Wissen“ stützt, ist die Wirkung gewisser Heilpflanzen nicht immer bewiesen. Im Zweifelsfall klärt dich der Arzt oder Apotheker deines Vertrauens über die zu erwartende Wirkung und die Einnahme von ungefährlichen Pflanzen auf. Die Wirkung vieler Heilpflanzen, insbesondere derer, die bei uns auch als Nahrungsmittel verspeist werden, ist jedoch wissenschaftlich belegt. Die Wirkstoffe dieser Pflanzen dienten auch der modernen Medizin als Grundlage für synthetisch hergestellte Medikamente.



FAQs - Häufig gestellte Fragen zum Thema Heilpflanzen

Was sind Heilpflanzen und Heilkräuter?

Als Heilpflanze oder Heilkraut wird eine Pflanze bezeichnet, die innerlich oder äußerlich zur Heilung und/oder Linderung gesundheitlicher Beschwerden eingesetzt wird. Sie kann dabei in unterschiedlichster Form verarbeitet werden.

Bei welchen Beschwerden werden Heilpflanzen verwendet?

Heilpflanzen können sowohl äußerlich als auch innerlich bei einer Vielzahl leichter akuter oder chronischer Beschwerden (z.B. Erkältung, Schuppenflechte) oder leichtem Unwohlsein (z.B. verstimmter Magen) angewendet werden. Sie eignen sich nicht für die Notfall- oder Intensivmedizin.

Wirken Heilpflanzen tatsächlich?

Die moderne Pflanzenheilkunde stützt sich auf die wissenschaftlich belegte Wirkung von Heilpflanzen. Da sich die Heilpflanzenkunde aber aus Erfahrungswerten und Überlieferungen entwickelt hat, ist die Wirkung einiger Pflanzen bis heute nicht wissenschaftlich bewiesen. Im Zweifelsfall frage bei einer Fachperson nach.

Wie wendet man Heilpflanzen an?

Heilpflanzen können sowohl innerlich aus als auch äußerlich angewendet werden. Bei der innerlichen Anwendung wird die Pflanze zu Tabletten verarbeitet oder in Form eines Tees zu sich genommen. Je nach Art und Wirkstoff der Heilpflanze bieten sich unterschiedliche Zubereitungsarten an.

Anwendung von Heilpflanzen

Heilpflanzen beinhalten immer eine Vielzahl an Wirkstoffen, weshalb sich ihre spezifische Wirkung aus der Kombination der Inhaltsstoffe ergibt. Sowohl bei der innerlichen als auch bei der äußerlichen Anwendung von Heilpflanzen ist das zu beachten.

Innerliche Anwendung von Heilpflanzen

Wenn Heilpflanzen innerlich angewendet werden sollen können sie zu Tabletten, Dragees oder Kapseln verarbeitet werden. Einfacher und weitaus gebräuchlicher ist darüber hinaus die Verwendung als Tee. Dabei unterscheidet man insbesondere den klassischen Aufguss, den Kaltauszug und den sogenannten Dekokt.

Ein Aufguss ist im Prinzip die gängige Zubereitungsmethode für Tee, bei der kochendes Wasser über die (getrocknete) Heilpflanze gegossen wird. Der Tee zieht je nach Pflanze unterschiedlich lange und kann je nach Bedarf anschließend abgeseiht werden.

Beim Kaltauszug wird die Pflanze mit kaltem Wasser übergossen, sechs bis acht Stunden stehen gelassen und anschließend abgeseiht. Der Kaltauszug wird insbesondere dann verwendet, wenn die Wärme des Aufgusses unerwünschte Effekte erzeugen würde. Das ist besonders bei Gerbstoffen der Fall.

Das Dekokt kommt vor allem bei harten Pflanzenstoffen wie zum Beispiel Rinde zum Einsatz. Für das Dekokt wird die Pflanze mit kaltem Wasser angesetzt und zum Kochen gebracht. Wie lange das Dekokt kochen muss, hängt von der erwünschten Wirkung ab.

Äußerliche Anwendung von Heilpflanzen

Äußerliche Anwendung finden Heilpflanzen oft in Kosmetika, als Badezusatz, in Cremes, Salben oder als Gel. Rezepte dazu findet man in zahlreichen Fachbüchern oder Magazinen. Wichtig hierbei ist vor allem im Vorhinein die Verträglichkeit zu testen. Treten allergische Reaktionen auf bestimmte Pflanzen auf, sollte die Behandlung sofort abgebrochen und in Zukunft von der Verwendung dieser Pflanze abgesehen werden. Bitte beachte auch die begrenzte Haltbarkeit von selbsthergestellten Kosmetika!

Hinweise für die sichere Anwendung von Heilpflanzen

Während die meisten essbaren Heilpflanzen, die bei uns auch oft als Gemüse oder Gewürze auf den Tellern landen, relativ unbedenklich für leichte Beschwerden zu Heilungszwecken verwendet werden können, solltest du von toxischen Pflanzen und der selbstermächtigten Einnahme dieser lieber die Finger lassen. Im Zweifelsfall wende dich bitte immer an den Arzt oder Apotheker deines Vertrauens!


Verfassungsdatum: 02.11.2021

Letzte Aktualisierung: 02.11.2021

Quellenverzeichnis

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