Baby Stillen

Wie kann ich meine Milchbildung anregen?

Du bist vor kurzem Mama geworden und hast das Gefühl, dein Körper bildet nicht genug Muttermilch für dein Baby? Prüfe folgende Anzeichen:

  • Dein Baby nimmt nicht regelmäßig zu oder verliert sogar Gewicht.
  • Dein Baby scheidet wenig Stuhl und Urin aus.

Such in diesen Fällen sofort eine/n Stillberater/in oder eine/n Frauenarzt/ärztin auf und lass dich beraten! Treffen diese Merkmale zu, ist eine geringe Milchbildung wahrscheinlich. Dafür kann es unterschiedliche Ursachen geben.

In diesem Artikel erfährst du zuerst, woran das liegen könnte. Danach beschreiben wir ausgiebig den Prozess der Milchbildung und geben dir ganz viele Tipps wie du deine Milchdrüsen animieren kannst, mehr Muttermilch zu bilden. Das geht oft ganz ohne zusätzliche Mittel. Dennoch gehen wir auch auf (angebliche) Hilfsmittel ein. Ein Hinweis gleich noch zu Beginn: Eine ausführliche, medizinische Beratung ersetzen wir selbstverständlich nicht.

Ursachen für zu wenig Milch

Wenn du zu wenig Milch bildest, kann das medizinische Ursachen haben. Dies ist bei rund 5% der Frauen der Fall.

Medizinische Ursachen bei deinem Baby:

  • Zungenverwachsungen oder Gaumenspalten
  • neurologische Probleme
  • Stoffwechselstörungen

Wenn dein Baby eines dieser Merkmale aufweist, hat es Schwierigkeiten, die Muttermilch zu trinken oder die Muttermilch aufzunehmen. Lies weiter, um zu erfahren, wie das mit deiner geringen Milchbildung zusammenhängt.

Wenn du diese Probleme bei deinem Baby ausschließen kannst, liegt die medizinische Ursache vermutlich bei dir:

  • zu wenig Brustdrüsengewebe
  • Brust- oder Brustwarzenoperationen
  • andere gesundheitliche Defizite

Bei den meisten Frauen ist die geringe Milchbildung nicht auf ein medizinisches Problem zurückzuführen. Das ist eine gute Nachricht. Denn in den meisten Fällen kannst du durch Änderungen in deinem Alltag deine Milchbildung selbst anregen!

Wie bilden unsere Brüste überhaupt Muttermilch?

Bevor wir an die Praxistipps für den Alltag gehen, schauen wir uns zuerst den Milchbildungsprozess in den Brüsten an. Dieser gibt viel Aufschluss darüber, wie du die Milchbildung anregen kannst.

Der Milchbildungsprozess ganz grob

Ab dem 4. - 6. Schwangerschaftsmonat erzeugen deine Brustdrüsen bereits Milch - allerdings das sogenannte Kolostrum, was eine Art “Vormilch” ist. Die Produktion der tatsächlichen Muttermilch beginnt bei der Geburt. Um genauer zu sein, nachdem dein Körper die Plazenta abgestoßen hat. Infolgedessen schüttest du das Hormon Prolaktin aus. Dieses unterstützt die Milchbildung in deiner Brust. Es dauert rund 30-40 Stunden nach der Geburt, bis dieses Hormon die Milchbildung effektiv in Gang bringt. Der Milcheinschuss selbst, also der Moment, an dem deine Brüste plötzlich stark anschwellen und womöglich sogar schmerzen, erfolgt 2-3 Tage nach der Geburt. Als Milcheinschuss wird der Zeitpunkt beschrieben, an dem deine Milchdrüsen von der Bildung der Vormilch (also des Kolostrums) auf die Bildung der Übergangsmilch umsteigen. (Ja, eine Übergangsmilch gibt es auch! )

Und wann produzieren deine Milchdrüsen nun die reife Muttermilch - also die “tatsächliche” Muttermilch? Erst nach ein bis zwei Wochen.

Auch wichtig zu wissen: Hormone starten die Milchbildung in deinen Brüsten. Damit erfolgt dieser Prozess unabhängig davon, ob du dein Kind zum Stillen anlegst oder nicht. Allerdings wird es hier doch etwas knifflig.

Entleerung der Brust gerade am Anfang essentiell  

Die Milchbildung ist zwar unabhängig vom Anlegen deines Kindes - NICHT ABER von der Entleerung deiner Brust. Was heißt das konkret?

Bleibt die anfangs erzeugte Milch in deiner Brust (weil sie beispielsweise dein Baby nicht trinkt, oder du sie nicht abpumpst), produzieren deine Milchdrüsen ab dem 3. oder 4. Tag nach der Geburt immer weniger Muttermilch. Daraufhin bilden sich deine Milchdrüsen zurück. Warum? Simpel gesagt: weil sich dein Körper denkt: “Wozu sie aktiv halten, wenn sie nicht gebraucht werden?”

Deshalb ist das rechtzeitige erste Anlegen deines Babys oder eine andere Methode der Entleerung in den ersten Stunden nach der Geburt so wichtig. Achte auch darauf, dass du deine Brust häufig entleerst - am besten circa 8-12 mal am Tag.

Prinzip von “Angebot und Nachfrage”

Wenn die Milchbildung einmal richtig eingesetzt hat, wird sie von deinem Körper nach Angebot und Nachfrage reguliert. Voraussetzung dafür ist ein guter Gesundheitszustand.

Innerhalb von ungefähr 4-6 Wochen stellt dein Körper die Milchbildung individuell auf die Bedürfnisse deines Babys ein. Im Grunde produziert dein Körper dann so viel, wie dein Baby tatsächlich braucht. Das erkennt dein Körper eben daran, wie viel Muttermilch aus deinen Brüsten entleert wird.

Hierbei ist es wichtig zu wissen, dass dein Baby die Milch in deiner Brust nicht vollständig “austrinkt”. Durchschnittlich trinken Babys “nur” drei Viertel der in deiner Brust vorhandenen Muttermilch. Dieser Richtwert schwankt, je nachdem, ob dein Baby gerade viel Hunger hat oder nicht.

Viel Milch in deiner Brust

Wenn dein Baby keinen Hunger hat, trinkt es wenig Milch aus deiner Brust. Dann ist noch viel Milch in deiner Brust vorhanden und deine Milchdrüsen bilden nur sehr langsam Milch nach.

Wenig Milch in deiner Brust

Wenn dein Baby großen Hunger hat und die Brust fast leer trinkt, schalten hingegen die Drüsen die Milchproduktion auf Turbomodus um.

→ Der Entleerungsgrad der Brust bestimmt, wie schnell Muttermilch gebildet wird. Das erfolgt in beiden Brüsten unabhängig voneinander. Das heißt, in der einen Brust können die Milchdrüsen mit Hochleistung arbeiten, während in der anderen sich die Milchdrüsen eine Pause gönnen.

Milchbildung anregen durch Entleerung

Mit diesem Wissen kannst du nun deine Milchbildung kurzfristig oder langfristig ankurbeln. Grundsätzlich gilt: Du kannst maximal so viel Milch bilden, wie dein aktives Brustdrüsengewebe zulässt.

Kurzfristig

Ruf dir hierbei das Prinzip von Angebot und Nachfrage in Erinnerung. Kurzfristig kannst du deine Milchmenge erhöhen, wenn du häufig entleerst. Also indem du etwa zusätzlich zum Stillen Milch abpumpst. Es kann allerdings sein, dass sich dein aktives Brustdrüsengewebe bereits zurückgebildet hat. Dann kannst du dir eventuell langfristig helfen.

Langfristig

Wenn sich dein aktives Milchdrüsengewebe zurückgebildet hat, kann es unter Umständen durch häufige Entleerung der Brust mit der Zeit wieder aufgebaut werden.  Das dauert aber. Rechne dabei mit einigen Wochen oder sogar Monaten. Der Vorgang ist sehr anstrengend und wird dir viel Kraft kosten. Nicht immer funktioniert er. Kontaktier dafür bitte unbedingt deine/n Frauenarzt/ärztin und lass dich beraten und fachlich begleiten!

Wie erkenne ich, ob meine Brust entleert ist?

Ganz einfach: Am Fettgehalt deiner abgepumpten Milch.

Der Fettgehalt deiner abgepumpten Muttermilch gibt dir Aufschluss darüber, wie entleert deine Brust ist. Den kannst du am Aussehen deiner Muttermilch erkennen.

Mach dafür ein Selbstexperiment:

Pumpe in mehreren Zügen Muttermilch ab. Jeden Zug füllst du in ein durchsichtiges Gefäß. Wenn die Muttermilch einen geringen Fettgehalt hat (weniger als 4%), dann hast du noch relativ viel Muttermilch in deiner Brust. Dann sind deine Milchdrüsen im “Schlafmodus”. Die Milch mit dem geringen Fettgehalt sieht wässrig aus.

Ein hoher Fettgehalt der Muttermilch (mehr als 10%) zeigt dir, dass deine Brust (fast) leer ist. Dann sind die Milchdrüsen wieder in vollem Einsatz. Die Muttermilch ist dann weißlich.  

Tipp: Wenn du die Gefäße eine Zeit lang in den Kühlschrank stellst, wandert die Fettschicht an die Oberfläche. So kannst du die Muttermilch vom ersten Zug mit der vom letzten Zug vergleichen.

Weitere Tipps für dich  

  • Beide Brüste anbieten: Sobald dein Baby an der einen Brust fertig mit Trinken ist, leg es gleich an die zweite Brust. So steigerst du die Milchbildung vor allem am Anfang. Wenn sich die Milchdrüsen auf die Bedürfnisse deines Babys eingestellt haben und du genügend Milch produzierst, kann auch eine Brust zum Stillen reichen.
  • Besser kurz als lang stillen: Kürzeres Stillen (10-15 min pro Seite) ist effektiver für die Milchbildung als langes Stillen an einer Seite (30-60 Min).
  • Wärme deine Brust vor: Wärme deine Brust vor und während des Pumpens/Stillens auf zirka 37°. Dann fließt die Milch besser.  
  • Vermeide künstliche Sauger (Schnuller, Flaschensauger): Vor allem in den ersten 8 Wochen. Dein Baby saugt nämlich den Schnuller auf eine andere Art, als deine Brust. Das kann dein Baby beunruhigen und verwirren. Wenn dein Baby häufig am Schnuller saugt, kann es auch sein, dass es nicht oft genug an deiner Brust trinkt. Das wirkt sich dann auf deine Milchbildung aus.

Medikamente oder pflanzliche Mittel, die (angeblich) helfen

Nach den mechanischen Wegen zur Anregung der Milchbildung, wollen wir andere Mittel thematisieren.

Hier allerdings ein Disclaimer: Die folgend vorgestellten Mittel sind mit äußerster Vorsicht zu betrachten und keinesfalls ohne medizinische Beratung einzunehmen! Sei auch vorsichtig, was diverse Hausmittel betrifft, die angeblich die Milchbildung fördern.

Den Prolaktinspiegel medikamentös steigern

Wenn dein Körper zu wenig Prolaktin bildet und das der Grund ist, wieso du wenig Milch bildest, dann kannst du dieses Problem möglicherweise mit einem Medikament lösen. Dazu wird am häufigsten Domperidon verwendet. Frage unbedingt deine/n Frauenarzt/ärztin danach, ob er/sie denkt, dass dieses Medikament eine Option für dich ist. Domperidon bekommt man nur auf Rezept. Hier sei dir gesagt, dass das Medikament nicht bei der jeder Frau wirkt und du dir die Liste an potentiellen Nebenwirkungen genau ansehen solltest, bevor du dich dafür entscheidest.

Globuli oder Milchbildungtees

Rezeptfrei sind Globuli oder Milchbildungtees zu bekommen. Deren tatsächliche milchanregende Wirkung ist allerdings nicht nachgewiesen. Möglicherweise haben sie einen psychischen Einfluss, der einen Effekt zeigt.  Sei hier bitte vorsichtig, denn einige Kräuter in Milchbildungtees gelten als bedenklich für die Gesundheit deines Babys. Hol dir unbedingt die Empfehlung eines/r Stillberater/in oder eines/r Frauenarztes/ärztin deines Vertrauens.

Alkohol

Bier wird eine Milchbildung anregende Wirkung nachgesagt. Dies stimmt nicht. Alkohol hemmt die Milchbildung. Denn Alkohol hemmt das Hormon Oxytocin, das für den Milchspendereflex verantwortlich ist. Wenn du Bier trinken möchtest, dann bitte unbedingt alkoholfreies Bier.

FAQs - Häufig gestellte Fragen zu diesem Thema

Woran liegt es, dass ich zu wenig Muttermilch bilde?

Bei den meisten Frauen liegt es daran, dass sie zu selten ihre Brüste entleeren, d.h. zu selten stillen oder Muttermilch abpumpen. Dann reduziert der Körper die Menge der Muttermilch, die er bildet. Die Ursache kann aber auch eine medizinische sein. Eventuell hat dein Baby Zungenverwachsungen oder Gaumenspalten, neurologische Probleme oder Stoffwechselstörungen. Wenn dies nicht zutrifft, liegt bei dir möglicherweise eine Anomalie in der Brust vor. Beispiele sind: zu wenig Brustdrüsengewebe, Brust- oder Brustwarzenoperationen oder andere gesundheitliche Defizite.

Wie kann ich die Milchbildung anregen?

Zuallererst ist es wichtig, sich medizinische Beratung zu holen. Denn dann kann Fachpersonal deine Situation individuell einschätzen und dir helfen. Was wir dir sagen können: Vorausgesetzt wir können ein gesundheitliches Problem ausschließen, kannst du die Milchbildung durch häufiges Entleeren anregen. Konkret: 8-12 mal am Tag deine Brust durch Stillen oder Abpumpen entleeren. Im Artikel haben wir den Grund dafür beschrieben und geben auch weitere Tipps.

Kann ich mir mit Medikamenten oder Hausmitteln helfen?

Wenn du zum/r Frauenarzt/ärztin deines Vertrauens gehst, kannst du fragen, ob prolaktinfördernde Medikamente eine Option für dich sind. Für Globuli oder Milchbildungstees und andere Hausmittel gibt es keine medizinischen Werte, die eine Wirkung untermauern. Und was Bier angeht - Finger weg!

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