Gesundheits-Check-up

Typ-2-Diabetes, Nierenerkrankungen, Bluthochdruck oder Herzprobleme – all diese Erkrankungen können bekämpft werden, wenn man sie frühzeitig erkennt. Gesetzlich Versicherte in Deutschland haben deshalb Anspruch auf eine regelmäßige Gesundheitsuntersuchung, die von der Krankenkasse bezahlt wird.

Ab dem 18. Lebensjahr bis zum Ende des 35. Lebensjahres hat man als versicherte Person in Deutschland einmalig Anspruch auf eine allgemeine Gesundheitsuntersuchung. Versicherte haben ab Vollendung des 35. Lebensjahres alle drei Jahre Anspruch auf eine allgemeine Gesundheitsuntersuchung. Seit 2020 haben Versicherte ab dem Alter von 35 Jahren außerdem den einmaligen Anspruch, sich auf die Viruserkrankungen Hepatitis B und Hepatitis C testen zu lassen.

Ziele der allgemeinen Vorsorgeuntersuchung

Vorrangig werden mit einer Vorsorgeuntersuchung vor allem die Früherkennung verbreiteter Zivilisationskrankheiten mit Hilfe von mehreren Zielen verfolgt:

  • Primärprävention Hierbei geht es hauptsächlich um die Vermeidung, beziehungsweise Reduktion gesundheitlicher Risikofaktoren. Werden diese rechtzeitig erkannt und verringert, erhöht sich die Chance, dass Krankheiten erst gar nicht entstehen. Gesundheitsschädigende Verhaltensweisen können frühzeitig erkannt und geändert werden.
  • Sekundärprävention Bei der sogenannten Sekundärprävention handelt es sich um eine möglichst frühe Erkennung von Krankheiten. Werden diese in einem frühen Stadium entdeckt, sind sie noch gut therapierbar und es können wesentlich höhere Heilungschancen erreicht werden.
  • Aufklärung und Unterstützung bei gesundheitsfördernden Veränderungen des Lebensstils Bewegung, Ernährung und Rauchen sind dabei ebenso Thema wie die Anwendung von Parametern wie Body-Mass-Index oder der Cholesterinwert.
  • Verstärkung der Beraterrolle von Ärzten Ein eigens erstelltes und individuell abgestimmtes Risikoprofil, hilft den Ärzten auf die jeweilige Lebenssituation des Untersuchten einzugehen, und weitere ergebnisorientierte Maßnahmen zum Wohle des Patienten zu setzen.

Welche Untersuchungen werden durchgeführt?

Zwischen 18 und 34 Jahren zahlt die Kasse eine einmalige Gesundheitsuntersuchung. Ab dem Alter von 35 Jahren hat man alle 3 Jahre Anspruch auf eine Gesundheitsuntersuchung. Den Gesundheits-Check-up führt der Hausarzt oder ein Internist durch. Dabei werden folgende Untersuchungen durchgeführt:

  • Persönliche Anamnese und Familienanamnese
  • Körperliche Untersuchungen
  • Laboruntersuchungen (bis 35 nur bei Feststellung von Risikofaktoren, ab 35 Jahren fester Bestandteil des Gesundheits-Check-ups)
  • Beratung über Untersuchungsergebnisse und Präventionsempfehlungen

NEU: Seit Mitte Februar 2021 gibt es für Versicherte ab 35 Jahren eine zusätzliche Untersuchung als Teil des Gesundheits-Check-ups:

  • einmalig Anspruch auf die Viruserkrankungen Hepatitis B und Hepatitis C getestet zu werden

Für Männer ab 65 Jahren kommt folgende Untersuchung dazu:

  • einmalig Anspruch auf Früherkennung von Bauchaortenaneurysmen

Im folgenden Teil werden diese Untersuchungen näher erklärt.

Anamnese

Als erstes führt der Arzt eine Anamnese durch, d.h. er befragt den Patienten nach seinem Gesundheitszustand, Vorerkrankungen, Beschwerden und Erkrankungen in der Familie. Das Ziel ist die gesundheitliche Vorgeschichte zu erfassen, ebenso sich ein Bild zu machen sowohl über etwaige gesundheitsschädliche Lebensumstände als auch über genetische Vorbelastungen.

Dabei wird bei der Befragung auf folgende Faktoren geachtet:

  • aktuelle Beschwerden
  • psychische Verfassung (u.a. dauerhaft belastende emotionale Belastungsfaktoren)
  • Lebensstil und Bewegung
  • Rauchen/Alkohol- und Drogenkonsum
  • Übergewicht
  • familiäre Erkrankungen, insb. Krebserkrankungen in der Familie
  • Überprüfung des Impfstatus
  • besondere Dispositionen wie z.B. Allergien

Wenn Sie zum Gesundheits-Check-up hingehen, informieren Sie sich und notieren Sie, ob folgende Erkrankungen in der Familie (Geschwister, Eltern, Großeltern, Tanten/Onkel, etc.) vorkommen:

  • Bluthochdruck
  • erhöhte Blutfettwerte
  • Typ-2-Diabetes
  • Herzerkrankungen
  • Arterielle Verschlusskrankheit
  • Nierenerkrankungen
  • Lungenerkrankungen
  • Krebs (insb. Brust-, Darmkrebs und malignes Melanom)

Teilen Sie diese dem Arzt mit, damit er ein vollständiges Risikoprofil anlegen und Sie zielgerecht behandeln kann.

Körperliche Untersuchung

Nach der abgeschlossenen Befragung untersucht der Arzt den Körper.

  • Zuerst inspiziert er dabei den Brustkorb und hört Lunge, Herz und Halsschlagader ab.
  • Danach untersucht er den Bauchraum und die Nieren nach Auffälligkeiten. Dabei werden bestimmte Schmerzpunkte gesucht, die charakteristisch für Erkrankungen sein können. Weiters kann so die Größe der im Bauchraum liegenden Organe festgestellt werden, auch Abwehrspannungen im Bauch können Hinweise auf Erkrankungen liefern.
  • Der Puls wird im Regelfall am Fuß gemessen. Der Fußpuls kann Aufschluss geben über etwaige Durchblutungsstörungen im Fuß.
  • Der Mediziner untersucht des Weiteren die Körperhaltung, die Haut, die Funktion der Sinnesorgane, die Reflexe und damit zusammenhängende Schädigungen der Nerven.
  • Gewicht und Größe werden ebenfalls als Teil des Gesundheits-Check-ups gemessen als auch der Blutdruck.
  • Beim Blutdruck ist wichtig zu wissen: Ein optimaler Blutdruck liegt bei 120/80 mmHg (Millimeter Quecksilbersäule), bis 129/84 ist der Wert noch normal. Ab 140/90 liegt ein erhöhter Blutdruck (Hypertonie) vor.

Laboruntersuchungen

Falls bei der Anamnese oder der körperlichen Untersuchung Risikofaktoren festgestellt werden wie z.B. Krebserkrankungen in der Familie, Adipositas oder Bluthochdruck, sind auch Laboruntersuchungen Teil des Gesundheits-Check-ups. Dabei wird bei zwischen 18-und 35-Jährigen eine Blutprobe untersucht. Bei über 35-Jährigen wird neben einer Blutprobe auch eine Urinprobe entnommen und untersucht. Bei über 35-Jährigen werden die Blut-und Urinuntersuchung unabhängig von festgestellten Risikofaktoren durchgeführt.

  • Die Blutuntersuchung: Hier wird ein Lipidprofil erstellt, d.h. die Cholesterinwerte (Gesamtcholesterin, LDL-Cholesterin, HDL-Cholesterin, Triglyceride) werden überprüft. Ebenso werden Blutzuckerwerte (Glukose) erhoben.
  • Die Urinuntersuchung (nur ab 35 Jahren): Beim Urintest wird das Vorkommen von Eiweiß, Glukose, rote und weiße Blutkörperchen und Nitrit im Urin untersucht. Diese Untersuchung gibt Aufschluss über Gesundheit von Nieren, Harnblase, Harnröhre und Harnleiter.

Beratung über Untersuchungsergebnisse und Präventionsempfehlungen

  • Anhand der Untersuchungsergebnisse wird der Patient über die Wahrscheinlichkeit bestimmter Erkrankungen aufgeklärt. Dabei werden dem Patienten auch entsprechende Strategien erläutert, wie er einer Erkrankung präventiv entgegenwirken kann.
  • Im Beratungsgespräch werden Nikotinkonsum, Alkohol- und Drogenkonsum, Ernährungsverhalten, Bewegungsverhalten, dauerhafte emotionale Belastungsfaktoren, der Impfstatus und familiär bedingte Risiken besprochen. Dabei kann der Arzt Präventionsempfehlungen für z.B. Kurse zur Bewegung, Ernährung oder Stressbewältigung, ausstellen.

Früherkennung Bauchaortenaneurysmen: Nur Männer ab 65 Jahren

Seit Beginn 2018 können Männer ab dem Alter von 65 Jahren einmalig eine Ultraschalluntersuchung zur Früherkennung eines Bauchaortenaneurysmas (Erweiterung der Bauchschlagader) in Anspruch nehmen – dieses Angebot gilt nicht für Frauen.

Das Screening auf Bauchaortenaneurysmen erfolgt mittels abdomineller Ultraschalluntersuchung. Das Screeningergebnis gilt als auffällig, wenn ein Bauchaortendurchmesser von 2,5 cm oder größer gemessen wurde.

Screening Hepatitis B und Hepatitis C: Ab 35 Jahren

Seit Mitte Februar 2021 haben Versicherte ab 35 Jahren einmalig den Anspruch, sich auf die Viruserkrankungen Hepatitis B und Hepatitis C als Bestandteil des sogenannten Gesundheits-Check-​ups testen zu lassen. Damit sollen unentdeckte, weil zunächst symptomlos oder schleichend verlaufende Infektionen mit dem Hepatitis-​B-Virus (HBV) oder Hepatitis-​C-Virus (HCV) erkannt werden. Eine unbehandelte chronische Hepatitis kann gravierende Spätfolgen wie Leberzirrhose oder Leberkrebs nach sich ziehen. Dieser schwere Verlauf kann durch die frühzeitige Gabe von antiviralen Medikamenten sehr wirksam verhindert werden..

Hepatitis B


Hepatitis B ist eine Leberentzündung, die auf eine Infektion mit dem Hepatitis-​B-Virus zurückgeht. Das Hepatitis-​B-Virus ist in der Frühphase hochansteckend, und schon kleinste Mengen Blut können das Virus übertragen, z. B. indem sie durch geringfügige Verletzungen der Haut oder Schleimhaut in den Körper gelangen. Es ist in deutlich geringerer Konzentration auch in allen anderen Körperflüssigkeiten enthalten, deshalb ist Hepatitis B auch sexuell übertragbar. Wegen der hohen Ansteckungsgefahr ist Hepatitis B eine der weltweit häufigsten Infektionskrankheiten.

Hepatitis C

Hepatitis C ist eine Leberentzündung, die auf eine Infektion mit dem Hepatitis-​C-Virus zurückgeht. Übertragen wird Hepatitis C hauptsächlich durch Kontakt mit virushaltigem Blut. Eine sexuelle Übertragung ist möglich, nach derzeitiger Studienlage jedoch eher selten. In Deutschland sind Personen, die Utensilien zum Injizieren von Drogen gemeinsam benutzen, besonders von einer Übertragung gefährdet.

Verlauf des Screenings

Beim Screening auf eine Hepatitis-​B-Infektion wird das Blut der oder des Versicherten auf das Hepatitis-​B-Virus-Oberflächenprotein untersucht. Wurde das Oberflächenprotein gefunden, wird dieselbe Blutprobe auf HBV-​Erbgut (HBV-​DNA) zum Nachweis einer aktiven Infektion mit Hepatitis B getestet. Die gleiche Vorgehensweise wird angewandt beim Screening auf eine Hepatitis-C-Infektion - nur, dass nach dem Hepatitis-C-Oberflächenprotein gesucht wird. Eine aktive Infektion (egal ob mit Hepatitis B oder C) kann mit einer antiviralen Therapie behandelt werden.

FAQ - Häufig gestellte Fragen

Wer kann einen Gesundheits-Check-up in Deutschland durchführen lassen? Und wie oft?
Vivellio FAQ
Was kostet mich ein Gesundheits-Check-up?
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Warum sollte ich den Gesundheits-Check-up in Anspruch nehmen?
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Quellen

Letztes Update am
3.2.2022
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